Innerhalb der ITIL® Literatur und hier insbesondere in der Service Strategie wurde eine Frage nicht beantwortet: Von wo genau und wie bekommt die IT ihr Aufgaben her?
Im Buch zur Service Strategie steht: "Die IT muss die Strategie verstehen, um die richtigen Services anzubieten." Und an anderer Stelle: "Die IT Governance leitet sich von der Unternehmensgovernance ab."
Leider steht da nicht wie. Man hat den Eindruck bei ITIL®, die IT bekommt klar formulierte Anforderungen und kann dann loslegen. Im Prinzip richtig - nur nicht im täglichen Leben. In der Praxis bekommt die IT leider meist keine klaren Ziele und schon gar keine "Serviceanforderungen". Dies zeigen leider fast alle unsere Projekte. Vielmehr muss sich die IT meist selbst Services ausdenken und sie dann mit dem Unternehmen abstimmen. Dass dies nicht der richtige Weg sein kann, zeigt die Erfahrung. Die IT ist nur ein Werkzeug und nicht der Treiber des Unternehmens.
Der vernünftige Ansatz an der Stelle kann nur lauten: ITIL muss sich hier anderer Frameworks bedienen, um Vorgaben zu erhalten. Das Governance Framework schlechthin ist momentan COBIT5®. Das 5. Prinzip von COBIT stellt genau den Unterschied zwischen Governance und Management in den Mittelpunkt: Governance stellt sicher, dass Stakeholder Bedürfnisse evaluiert und in eine Balance gebracht werden, um vereinbarte Unternehmensziele zu erreichen; dass durch Priorisierung eine Richtung gesetzt wird und dass die Performance und die Compliance überwacht wird. Dies spiegelt sich auch im Prozessreferenzmodell in der Governance Domäne EDM wider.
Das Management plant, implementiert, realisiert und überwacht Aktivitäten in Zusammenhang mit der gesetzten Governance Richtung, um die Unternehmensziele zu erreichen.
ITIL bewegt sich somit klar auf der Ebene des Managements. Schaut man sich das Prozessreferenzmodell von COBIT an, findet man die ITIL Prozesse alle auf der Management Ebene in den Domänen APO (vergleichbar Strategie und Design), BAI (Transition), DSS (Operation), MEA(CSI).
Das 5. Prinzip von COBIT basiert aber auf dem 1. Prinzip, hinter dem sich die Zielkaskaden verbergen. Governance bedeutet in dem Zusammenhang, von den Stakeholderbedürfnissen Unternehmensziele abzuleiten. Das Management muss die Unternehmensziele stufenweise in IT Ziele und Prozessziele herunterbrechen.
Genau darauf weist nun auch die neue ITIL Practitioner Guidance hin.
ITIL kann nicht alleine aus sich heraus implementiert werden. Es bedarf ergänzender Frameworks. Allerdings ist COBIT noch deutlich weniger bekannt und in den Köpfen der Entscheider als ITIL. Zur Steuerung des Unternehmens sind die COBIT 5 Prinzipien aber unerlässlich.
Autor: Dr. Guido Hoffmann
Literatur:
ITIL® Practitioner Guidance, Axelos, 2016
COBIT®5, ISACA Rolling Meadows, 2012
ITIL® Service Strategy, Axelos, 2011
Kommentar schreiben