Industrie 4.0 erfordert Wissensmanagement 4.0

-        COBIT und ITIL als Wegbereiter -

 

Industrie 4.0 ist das neue Schlagwort, die "angekündigte" vierte industrielle Revolution. Dahinter verbirgt sich die Verbindung von Methoden und Technologien der Internetwelt mit der Produktion. Einfach ausgedrückt, die Produkte informieren die Maschinen, was mit ihnen passieren soll. Die Maschine-zu-Maschine-Kommunikation steht im Mittelpunkt. Damit bedarf es aber völlig neuer Mensch-Maschine-Schnittstellen, denn der Mensch wird mehr und mehr zum Kontrolleur und nicht mehr zum Ausführenden in der Produktion.

 

Unter dem Begriff Industrie 4.0 werden oft Begriffe wie Big Data, Smart Factory, Smart Logistics, Internet of Things, Cloud Computing und Cyber Security subsumiert. Diese haben alle damit zu tun.

 

"Damit ein reibungsloser Informations- und Produktionsfluss gewährleistet ist, müssen sich alle Akteure und Elemente verstehen." (Altena/Roeb-Vollmer, S. 27). Es bedarf eines umfangreichen Wissens, welche Informationen von wem wie benötigt werden. Folglich braucht Industrie 4.0 ein Wissensmanagement 4.0.

 

Wissen ist im informationswissenschaftlichen Sinn der geglückte Transfer von Informationen auf deren Grundlage Entscheidungen getroffen werden. Maßgebend ist die Wissensveränderung (vgl. Hoffmann, S. 9). In diesem Zusammenhang ist Wissensmanagement die methodische Einflussnahme auf das Wissen eines Unternehmens. Die Wissensbasis bilden dabei alle Daten, Informationen und Fähigkeiten des Unternehmens die zur täglichen Arbeit notwendig sind. Das beinhaltet sowohl das individuelle Wissen jedes einzelnen Mitarbeiters als auch das strukturelle Wissen der Organisation. Das im Unternehmen vorhandene Wissenskapital wird immer mehr zum entscheidenden Produktionsfaktor.

 

Wissensmanagement ist ein alter Hut (vgl. Zimmermann, S. 5). Aber immer noch aktuell, da die wenigsten Unternehmen wissen, welche Informationen wo benötigt werden und wie schnell man an sie herankommt. Es geht immer noch, wie vor 20 Jahren, um den individualistischen Transfer von Expertenwissen an Experten (vgl. Zimmermann, S.9).

 

Waren Unternehmen früher mehr oder weniger alleingelassen mit diesem Problem, ausgenommen ein paar wissenschaftliche Arbeiten, bieten heute die Best Practice Methoden COBIT und ITIL sinnvolle Hilfe.

 

Die Zielkaskaden von COBIT zeigen die Richtung. Sie legen fest, welche Informationen benötigt werden, um auf den entsprechenden Ebenen Entscheidungen zu treffen. Auf Grundlage einer Stakeholderanalyse werden die Unternehmensziele formuliert. Diese werden danach zu IT-Zielen und den Enabler Zielen heruntergebrochen. Im Kontext des Wissensmanagements sind neben den Prozesszielen besonders die Enabler Information sowie Service, Infrastruktur, Anwendungen und Mitarbeiter, Fähigkeiten, Kompetenzen zu beachten.

 

Für COBIT sind Informationen, und die darauf basierenden Entscheidungen, unabdingbar für das Aufrechterhalten eines Unternehmens. COBIT hilft dabei die notwendige Wissensbasis eines Unternehmens zu definieren.

 

ITIL wiederum hilft diese Wissensbasis aufzubauen und aktuell zu halten. Um dies zu gewährleisten müssen Unternehmen ihr IT Service Management überdenken und neu ausrichten. Geht es um Industrie 4.0 und Wissensmanagement 4.0 können nicht mehr Incident Management, Problem Management und Change Management im Mittelpunkt stehen. Prozesse, die Wissen liefern, rücken mehr und mehr in den Fokus: Request Fulfilment und Demand Management, um die Kundenwünsche und -anforderungen aufzunehmen, und der Service Katalog, die Sammlung aller Service Design Packages (SDPs) (vgl. Schitkowsky, S. 13).

 

In einem SDP sind sowohl Informationen zu den Kundenanforderungen im  Business Service Katalog abgebildet als auch Informationen zum Service Management im Technischen Service Katalog. Somit wird der umfassende Service Katalog zur Wissensbasis des Unternehmens. Das Configurations Management System (CMS) steuert den Status der einzelnen Configuration Items (CIs) und hält damit das Wissen aktuell.

 

Zusammenfassend lässt sich sagen, Industrie 4.0 ist ohne eine konsequente Anwendung der Best Practices COBIT und ITIL nur schwer umzusetzen. Informationen und Wissen sind die Grundvoraussetzungen einer funktionierenden Industrie 4.0.

 

Autor: Dr. Guido Hoffmann

 

Literatur:

 

ITIL® Practitioner Guidance, Axelos, 2016

 

COBIT®5, ISACA Rolling Meadows, 2012

 

Altena, Andreas/ Roeb-Vollmer, Sabine, Sichere IT-Systeme und sichere Kommunikation, ITSM Nr. 35, S. 23-31

 

Schitkowsky, Ulf, Modernes ITSM, ITSM Nr. 35, S. 12-14

 

Hoffmann, Guido, Möglichkeiten der Finanzierung öffentlich-rechtlichen Rundfunks in der BRD, Saarbrücken, 1996

 

Zimmermann, Harald, Studienführer Informationswissenschaft, Saarbrücken, 1994

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Sicherheit in der Maschinenkommunikation (Samstag, 31 Dezember 2016 00:02)

    Ich fürchte, dass Sicherheitsaspekte in der M2M Kommunikation bei vielen Industrie 4.0-Projekten vernachlässigt werden.

Abonnieren Sie

http://www.itil.de/rss/blog

unseren Blog itil.de

Unsere Mission

Wir leisten einen Beitrag zu besserem IT Service Management durch die pragmatische Auseinander-setzung mit ITIL und verwandten Themen.

Werbung

Wollen Sie ITIL-Experte werden? Dann lassen Sie sich zertifizieren bei

expertplace academy
expertplace academy
ITSM Consulting
ITSM Consulting